Vernissage zur Ausstellung der Buschdorf-Künstler in der Zehdenicker Klosterscheune am 30. April 2023


30. April 2023. Es ist 14.30 Uhr, als die Sambagruppe "Os Velhos Sambeiros" aus Kurtschlag damit beginnt, ihren Instrumenten heiße südamerikanische Rhythmen zu entlocken. Gleich bei den ersten Schlägen überträgt sich die Stimmung auf die zahlreichen, sichtlich gut gelaunten Zuschauer, die sich vor der Klosterscheune eingefunden haben. Die einen wippen mit den Füßen, andere schnippen mit den Fingern oder wiegen sich in den Hüften, und das Ganze bei allerbestem Wetter, das nach den vorangegangenen kühlen und regnerischen Tagen gar nicht besser hätte sein können. Es ist eine ungewöhnliche musikalische Einlage für eine Vernissage, werden bei solchen Gelegenheiten in der Regel eher Klavier, Gitarre oder Gesang eingesetzt. Doch passt sie bestens zu der Ausstellung, die mit ihrer ungewöhnlichen Zusammenstellung ja auch die gewohnten Pfade verlässt.

Eine halbe Stunde später geht es drinnen weiter. Obwohl die Stühle dicht an dicht stehen, reichen sie für die vielen Menschen nicht aus, und noch immer drängen weitere Neuankömmlinge herein. Vorne, vor dem noch nicht eröffneten Buffet, haben sich die Buschdorf-Künstler aufgebaut und damit diejenigen, denen dieser Tag gehört. Sie sind es, die mit ihren Werken den großartigen Ausstellungsraum füllen - mit Bildern (Frank Suplie, Eberhard Ugowski, Britta Bastian, Sabine Schmalz, Ulrike Lachmann, René Cantagrel, Evgenija Thieler und Petra Elsner), mit Fotos (Peter Oehlmann und Simone Weigelt) sowie mit hölzernen Tiermasken (Lutz Kittler) und Kunstwerken aus Schrott (Siegfried Haase). Dazu Texte und kleine Bildchen von dem Daumenkinographen Volker Gerling und Bücher von mir, Manfred Lentz. Eine Vielzahl von Exponaten, die nicht mehr miteinander zu tun haben, als dass sie von Angehörigen derselben Künstler-Gruppe geschaffen wurden, die ansonsten aber so unterschiedlich sind, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Müsste man ein Motto über die Ausstellung schreiben, dann würde "Kreativität in den Buschdörfern" es wohl am besten treffen.

Dass die Präsentation derart unterschiedlicher Exponate eine Herausforderung für ihn war, macht der ausstellungserprobte Hausherr der Klosterscheune Christian Seipel in seiner Begrüßungsrede deutlich. Eine Herausforderung, die er indes allerbestens bestanden hat, dabei tatkräftig unterstützt von Christine Schwanebeck und Frank Kaiser, die die vielen Bilder an die für derartige Hängungen eigentlich völlig ungeeignete Wand gebracht haben. Doch wird dieses ausstellerische Manko mit Leichtigkeit aufgewogen von der Tatsache, dass das Ganze in einem Raum stattfindet, der seinesgleichen in der weiteren Umgebung kaum hat.

 

Mir als dem Gründer der Buschdorf-Gruppe kommt es zu, ebenfalls ein paar Worte zu sagen. Ein paar kurze Worte, werden lange Reden auf Vernissagen von den Zuhörern doch eher weniger geschätzt. Und so beschränke ich mich auf einen knappen Abriss, wie es vor sechs Jahren zu der Gründung der "Buschdorf-Künstler"-Gruppe gekommen ist und was es mit ihrem Namen auf sich hat, und verweise die Zuschauer ansonsten auf die verschiedenen Möglichkeiten, sich über die Mitglieder der Gruppe näher zu informieren: durch persönliche Gespräche auf dieser Vernissage, über die Webseite buschdorf-kuenstler.de sowie über einen Besuch in den Ateliers bei denjenigen, die sich an den am nächsten Wochenende stattfindenden "Tagen des offenen Ateliers" beteiligen. Ein paar Worte von Harald Engler, dem Ortsvorsteher von Groß Dölln, von wo die meisten Künstler stammen, dann noch eine kleine Rede von Volker Gerling, der sich mit seinen Daumenkinos der wohl ausgefallensten Kunstform der Gruppe verschrieben hat. Und der in den nächsten Tagen eine monatelange Wanderung bis nach Österreich (!) antreten wird, bei der seine Daumenkinos eine zentrale Rolle spielen werden. Zwei Mal Ungewöhnliches also, worauf das Publikum mit sichtlicher Neugier reagiert.

Für den Abschluss des offiziellen Teils ergreife ich noch einmal das Wort und lese ein paar Zeilen von ChatGPT vor, jener seit ein paar Monaten durch die Medien geisternden sensationellen Software. Ich hatte ihr "den Auftrag erteilt", ein paar Sätze zur Eröffnung einer Ausstellung zu verfassen, was sie in weniger als zwei Minuten mit Bravour erledigt hat. Doch überlasse ich einem Computerprogramm natürlich nicht das letzte Wort, sondern nehme die noch ausstehenden Aufgaben in die eigene Hand: die Eröffnung des Buffets, dass die Künstler zusammengestellt haben und die Eröffnung der Ausstellung, die damit für die nächsten acht Wochen zur Besichtigung freigegeben ist. Zu einer lohnenden Besichtigung, wie ich finde, und wie mir im Verlaufe des Nachmittags noch etliche Besucher in persönlichen Gesprächen bestätigen - verbunden mit der Versicherung, dass die heutige Vernissage rundum gelungen war. 

 

Und hier die Exponate:

Fotos: Simone Weigelt, ergänzt um einige Fotos von Zuschauern; Text: Manfred Lentz