"Wenn ich nicht mehr schreibe, bin ich tot."

Manfred Lentz - Autor aus Kurtschlag

Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt - so könnte man es sagen, aber so war es nicht. Ich habe überhaupt nicht an mich gedacht. Bis ein Bekannter zu mir sagte: "Mit Kurtschlag habt ihr eure Serie über die Buschdorf-Künstler begonnen, Petra Elsner war die erste, jetzt bist du dran." Ich sah meinen Bekannten verdutzt an. "Na, jemand der Romane schreibt", entgegnete er, "ist doch auch ein Künstler. Oder meinetwegen nenn ihn einen kreativ Arbeitenden. Der eine malt die Welt mit Farben, der andere benutzt Wörter dazu." Ich war überrascht. Aber dann sagte ich mir: Ok, der Mann hat recht. Ob man nun das Wort Künstler gebraucht oder nicht - kreativ ist das Schreiben auf jeden Fall. Womit ich dann also auch auf unsere Seite gehöre. Nach Petra Elsner auf Platz 2, da wir in Kurtschlag keine weiteren Künstler haben. Deshalb also, bevor wir uns der Szene in den Nachbardörfern zuwenden, an dieser Stelle ein paar Sätze zu mir:

 

Schreiben war für mich schon immer ein Thema. Kleine Geschichten bereits während meiner Kindheit, ein paar Jahre Schülerzeitung, nach meinem Studium (Politologie) Beiträge für den Rundfunk. Spezialisiert hatte ich mich vor allem auf die DDR, womit ich einer von denen war, vor denen die DDR-Führung ihre Bürger immer gewarnt hat: ein Klassenfeind der übelsten Sorte. Was so nicht gestimmt hat, denn nie habe ich mich als einen "DDR-Hasser" verstanden, von denen es im Westen durchaus einige gab. Vielmehr habe ich über meine Texte und vor allem über unzählige Seminare bei verschiedenen Institutionen der deutschlandpolitischen Bildungsarbeit versucht, den Menschen in Deutschland-West zu erklären, wie das Leben in Deutschland-Ost funktioniert. 1989 kam dann die Wende, die mir beruflich das Genick brach. Da es keine DDR mehr gab, brauchte man auch niemanden mehr, der sie jemandem erklärt. Mit einem Schlag war ich alle meine Jobs los. Und da ich mich nicht beruflich an der historischen Aufarbeitung der DDR beteiligen wollte, war ich einer der relativ wenigen, die auf westlicher Seite durch die Wende arbeitslos wurden. Was ich allerdings nie bedauert habe, war ich doch immer der Ansicht gewesen, dass die beiden Staaten zusammengehörten.

Eine umfangreiche Leseprobe sowie Kommentare von Lesern zu dem Buch gibt es hier.

In dieser Situation habe ich begonnen, historische Romane zu schreiben. Zunächst bei Droemer "Die falsche Haut" (als Taschenbuch bei Knaur unter dem Titel "Der Mönch und die Dirne" erschienen), danach bei Lübbe "Eine Sklavin für den Kalifen" (neu aufgelegt unter "Sklaven für den Kalifen"). Meine verbleibende Zeit konnte ich gut damit ausfüllen, das Haus auf Vordermann zu bringen, das wir 1995 in Kurtschlag gekauft haben - dem Ort, aus dem ein Teil meiner Familie stammte. Aber natürlich habe ich auch in dieser Zeit geschrieben. Zunächst habe ich einen Blog mit dem Namen reiselust.me erstellt und ihn mit rund 200, mit zahlreichen Fotos bebilderten Berichten von meinen Reisen gefüllt, im Jahr 2017 ist mit kurtschlag.de dann eine Webseite für unser Dorf entstanden, außerdem buschdorf-kuenstler.de für die Gruppe von Künstlern,

die ich im selben Jahr ins Leben gerufen habe. Zwei neue, bereits weitgehend fertiggestellte historische Romane habe ich erst einmal auf der Festplatte "geparkt", nachdem ich vor einiger Zeit den Reiz von Sachbüchern entdeckt habe, die sich mit Themen der Region beschäftigen. Im Rahmen einer Reihe, der ich den Namen "Die Buschdorf-Bücher" gegeben habe, sind inzwischen - zum Teil unter Mitwirkung von anderen - vier Titel erschienen: zwei Bände, die sich mit dem ehemaligen sowjetischen Flugplatz Groß Dölln befassen, einer über Kämpfe zwischen Preußen und Franzosen in unserer Gegend im Jahr 1806 und ein weiterer über ein nahe Zehdenick mitten im Wald gelegenes Haus mit einer bemerkenswerten Geschichte. Weitere Bände sind in Arbeit. Aber wie auch immer ich weitermachen werde, eines weiß ich mit Sicherheit: Ich werde schreiben, so lange ich es kann - ist das Schreiben doch für mich eine der spannendsten Facetten meines Lebens.

"Die Buschdorf-Bücher"