"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind. Wir sehen sie so, wie wir sind." (Anaïs Nin)
Ich würde mich selbst als kreative Forscherin bezeichnen. Malen, Zeichnen, Basteln, etwas gestalten und zu Papier bringen, bestimmen mein Leben, solange ich denken kann. Ebenso das Umherstreifen, Entdecken und Innehalten, das Beobachten, Sammeln und Konservieren. Geboren und aufgewachsen am Rand von Berlin, habe ich meine späte Jugend in Holland und Norddeutschland verbracht, um Mitte der neunziger Jahre in die Hauptstadt zurückzukehren und mein Medizinstudium zu absolvieren. Mein Forscherdrang konzentrierte sich in dieser Zeit auf den menschlichen Körper und wie er funktioniert. Künstlerische Weiterbildungen und Mappen Vorbereitungskurse liefen nebenbei, um mir das Hintertürchen eines Kunststudiums offen zu halten. Daraus wurden dann anschließend allerdings ein journalistisches und ein Fotografiestudium.
Innere Bilder an die Oberfläche bringen, den eigenen Impulsen folgen, Dingen auf den Grund gehen und verstehen wollen - das ist der Antrieb für mein kreatives Arbeiten. In diesem Sinne bin ich nach wie vor eine Forscherin. Eine, die sich selbst und die Beziehungen zur Welt, die sie umgibt, erkunden will.
Ich experimentiere dabei mit unterschiedlichen Medien und Materialien. Meine Ausdrucksformen sind Malerei, Zeichnung, Collage, verschiedene Drucktechniken und die Fotografie. Dabei interessiert mich zu allererst immer das Bild an sich, die Komposition und seine Wirkung. Spielerisch kombiniere ich in meinen Malereien und Zeichnungen grafische Linien mit Formen, Farbflächen und Texturen, verbinde Abstraktes mit Figürlichem. Das Prozesshafte hat einen hohen Stellenwert, der Zufall ebenso und das intuitive Reagieren darauf. Die Hand, die den Pinsel oder Stift führt, einfach beobachten und machen lassen. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen diesen Elementen zu finden.
Ich habe keine inhaltliche Absicht im Kopf, wenn ich mit einer Arbeit beginne, die Geschichte und Assoziationen dazu entstehen erst, wenn das Bild fertig und betrachtet wird. Dennoch können die beim Betrachter erzeugten Stimmungen und Emotionen vollständig andere sein als die, die mich bei der Entstehung des Werkes begleitet haben - und gerade dieser persönliche Zugang, die individuelle Wahrnehmung und Interaktion mit einem Bild ist für mich das Faszinierende und letztlich Interessante in der Kunst.
Inspiration kann ich in allem finden, das Schöpferische hängt mit einer inneren Freiheit zusammen. Fotografisch übt vor allem das Lebendige, das Wachsende, aber auch das Vergehende einen besonderen Reiz auf mich aus. Die wald- und wasserreiche Umgebung unserer neuen und gleichzeitig alten Heimat in Bebersee - als Kind habe ich viele Sommer bei meiner Großmutter verbracht, die auf dem Waldhof bei Templin lebte - hält eine Vielzahl von Motiven bereit. Das kann eine Spiegelung von Schilf auf der Wasseroberfläche sein, die Struktur einer verdorrten Flechte, das Spiel von Licht und Schatten im Morast. Ich suche die Schönheit des Alltäglichen, finde Poesie im Banalen.